Freitag, 1. Juni 2018

Meine Tür und mein Schwert (erneut vom Mai 2017, weil oft danach gefragt wird)

Wir lernen momentan viel über das Reich Gottes. Es entblättert sich mir mehr und mehr, warum die frohe Botschaft tatsächlich froh machend ist und was das Wort Gottes mit meinem täglichen Leben zu tun hat. Manchmal erkenne ich, dass ich jahrelang an einer reich und wundervoll gedeckten Tafel gesessen bin, aber nur nach den Krümeln gegriffen habe, die in meine Nähe gefallen sind.

Dabei bin ich nicht nur eingeladen, sondern Tochter des Königs, der diesen Tisch gedeckt hat. Ich darf und kann mir von allem nehmen. Mehr noch - ich darf mich selbst sättigen und rechts und links austeilen. Und sogar noch mehr - ich habe das Recht und die Verantwortung als Kind des Hauses, anderen gegenüber die Gastfreundschaft meines Vaters zu leben. Ich darf selbstbewusst und mit frohem Herzen aufblicken und alles betrachten und auch ergreifen was vor mir liegt. Ich darf andere zu dem Fest einladen, weil ich weiß, dass mein Vater mir vertraut und dass meine Gäste auch seine Gäste sind. Alle Versorgung kommt von ihm. Und alles was sein ist, ist auch mein. (Lukas 15,31)

Viele von uns, auch ich für lange Zeit, leben im Reich Gottes wie Knechte, die glauben alles erbitten  zu müssen und für jeden Schritt eine Handlungsanweisung oder Erlaubnis von Gott brauchen. Das entspricht aber nicht der guten Nachricht und hat nichts mit dem zu tun, was Jesus tatsächlich für uns getan hat. Er hat uns aus der Knechtschaft befreit und frei gemacht als Kinder Gottes in die liebevolle Beziehung zu unserem Vater einzutreten.

Das solltest du Dir einmal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen und in Dich hineinspüren, ob du das tatsächlich glaubst. Denn so steht es in der Bibel, in seinem Wort. Jesus spricht beständig davon, dass das Reich Gottes nahe herbei gekommen ist und bereits mitten unter uns ist. Und er sagt auch, dass wir Kinder Gottes sind (u.a. Röm 8,16)...
Diese Wahrheit wirklich für mich anzunehmen, hat weitreichende Konsequenzen. Viel weitere Konsequenzen als zumindest ich es bisher gesehen, geschweige denn gelebt habe. Als Kind im Haus meines Vaters kann ich mich völlig frei bewegen. Ich darf so vieles tun, ohne fragen zu müssen. Weil es selbstverständlich ist. So habe ich auch Vollmacht, weil der Vater sie mir gegeben hat. Durch Jesus. Es gibt Diener in Reich Gottes, die nicht nur Anweisung von mir befolgen werden, sondern mehr noch - sie sind um mich, um mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ich darf in völlig selbstverständlicher Vollmacht handeln und sprechen. Und ja - der Vater erzieht mich dazu, dass ich diese Vollmacht weise gebrauche. Und er erzieht in Strenge, weil er weiß, was für mich am besten ist.  Ich gebe zu, dass es ein langsamer Prozess ist - ein Erkenntnisprozess. Aber jeder kleine Schritt in diesem Prozess hat die Kraft einer Explosion.

Soweit die Theorie - jetzt Mal ein Beispiel aus meinem Alltag.

Seit ein paar Wochen hängt folgendes am Bett unseres Sohnes,
Psalm 23

Wir haben ein paar Psalmen aufgeschrieben und bebildert. Das kam daher, weil wir schon vor einigen Monaten eingeführt haben, dass wir beim Abendgebet kurz still werden und hören, was Gott uns zu sagen hat. Unser Sohn liebt das. Aber gleichzeitig habe ich gemerkt, dass unser abendliches, immer gleiches Ritual begonnen hat ihn zu langweilen. Er wurde unruhig, hat wo er konnte abgelenkt, gealbert - ich schätze die meisten Eltern kennen das. Und wir haben vor einiger Zeit gehört, dass wir unsere Kinder nicht unterfordern sollen, weil sie einen reifen Geist haben. Und dieser Geist braucht Nahrung, braucht das Wort Gottes - ebenso wie der unsrige. Wir sind also drauf gestoßen, dass es eigenartig ist, mit ihm zu üben auf Gottes Stimme zu hören, wenn wir ihn nicht gleichzeitig mit Gottes Wort füttern - damit er die Stimme des Vaters erkennen lernt.
So kam es zu diesem Psalm.
Und wir sind echt verblüfft, wie sehr sich unser Abendgebet gewandelt hat. Unser Sohn liebt es. Er kann diesen bereits auswendig. Mal trägt er vor und Mami und Papi sprechen nach, mal anders herum. Psalm 100 hängt auch bereits und das tolle ist - diese Nahrung geht nicht so schnell aus und darum wird's auch nicht langweilig.

Aber zurück zu meinem Erlebnis. Letzte Woche Mittwoch war wieder so eine Nacht, in der ich des öfteren aus dem Schlaf gerissen wurde und es endete damit, dass unsere beiden Söhne meine Seite des Ehebettes belegten und ich ins Kinderzimmer zog. In solchen Nächten kommt das übelste aus meinem Inneren zum Vorschein. Ich war wütend, grantig, voller Selbstmitleid und gefüllt mit aggressiver Energie - lauter Dinge die mich schaudern lassen.
Ich habe mich also in das Bett meines Sohnes geknüllt und angefangen mit Gott zu hadern. Voller Anklage, aber auch voller Verzweiflung darüber was in den untiefen meiner Seele für ein Schweinehund lebt. Irgendwann hatte ich die Selbstanklage satt und bin zum Kampf übergegangen. Das einzige was mir einfiel war Psalm 23. (Toller Nebeneffekt des Abendgebets ist nämlich, dass nicht nur unser Sohn die Verse auswendig kann...)
"Der Herr ist mein Hirte..." wiederholte ich immer wieder und schließlich: "Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde." Ich habe diesen kleinen Satz immer wiederholt und mich daran festgeklammert.
Und plötzlich ist eine Tür aufgegangen.
Whow!!
Ich habe zum ersten Mal bewusst eine Tür ins Wort Gottes gefunden. Mein Tor. Meine Tür.
Ich saß plötzlich an diesem Tisch. Und Jesus saß neben mir. Ich wusste, dass er da ist, aber meine Augen waren auf diejenigen gerichtet, die ebenfalls in dem Psalm erwähnt werden: meine Feinde.

Und zum allerersten Mal wurde mir bewusst, wer meine Feinde sind. Ich sah sie alle: den Stolz, den Egoismus, den Grant, die Wut, das Selbstmitleid, die Selbstanklage (echt dunkel) und viele mehr. Mir wurde bewusst, dass die Feinde in meinem Innern viel schlimmer sind als es äußere je sein könnten; weil sie mir den inneren Frieden rauben. Mein Blick war auf meine Feinde gerichtet und mein Blick gefangen in allem, was ich sah.
Und dann hat mich jemand sachte am Arm berührt und ich habe die Augen von meinen Feinden los gerissen und auf den Tisch geblickt, an dem ich saß. Jesus war es, der mich angetippt hatte und er deckte Platten und Töpfe vor mir auf. Sie waren bis zum Rand gefüllt mit Sanftmut, Friede, Gelassenheit, Kraft, Freude, Milde, Ausdauer, Humor und was mein Herz noch alles begehren konnte. Und weil es Realität und nicht Fantasie war, weil das Wort wahr ist, konnte ich zugreifen und mir nehmen.
Das spannende war: meine Feinde waren nach wie vor da. Ich konnte sie immer noch sehen. Aber es war meine Entscheidung, wo ich meine Augen hin ausrichte und meinen Fokus drauf lege. Und sie hatten keine Macht mehr über mich. Ich bin mit voll bepackten Armen wieder ins Bett meines Sohnes gekrochen und dann irgendwann friedlich eingeschlafen.
Ab dem nächsten morgen hat Epheser 6,17 für mich eine neue Dimension angenommen. denn ich habe mein persönliches Schwert bekommen: "Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde." Und allein dadurch, dass ich dieses Wort festhalte, gewinnt es mehr und mehr Realität. Und wenn ich beginne den Feind damit zu schlagen, wird und muss er weichen. Es ist mir völlig neu erfahrbar geworden, dass Jesus, das lebendige Wort, eine Türe ist. Und das ich tatsächlich durch diese Türe treten kann und mich auf der anderen Seite - im Reich Gottes - frei bewegen kann. Hier wie dort.

Für wen das abstrakt klingt - ich kann euch nur ermutigen. Es war lange abstrakt für mich.
Aber ER ist auch deine Tür und es gibt ein Wort, dass zu deinem Schwert werden kann. 

Ich bete heute, dass du dein persönliches Schwert findest und lernst es zu verwenden!!

Beim Namen gerufen

In letzter Zeit begegnet es mir immer häufiger, dass Eltern ihren Kindern bereits im Mutterleib ihren Namen geben. Anfangs fand ich das etw...