Donnerstag, 27. September 2018

So viel mehr als ein Auto


Vor einigen Monaten haben wir begonnen für ein neues Auto zu beten. Wir erwarteten im August Kind Nummer drei und das Auto, was wir fuhren, war dabei langsam aber sicher den Geist aufzugeben. Unsere beiden Buben waren mit vollem Eifer dabei und so wurde die Bitte um ein neues Auto fest ins Abendgebet integriert. Leo schoss sich auf einen blauen VW-Bus ein, weil sein bester Kindergartenfreund einen blauen VM-Bus hatte und Linus betete ganz nach dem Motto „betet, als hättet ihr bereits empfangen“ und dankte jeden Abend einfach für das neue Auto, das wir bekommen.

Vor einigen Wochen meldeten sich meine Eltern bei uns. Sie waren auf ein Auto gestoßen, welches gut gepflegt in einer Garage stand und einen Käufer suchte. Dabei hatten sie an uns gedacht. Es war ein 10 Jahre altes, solides Gefährt mit 250000 km drauf. Sie meinten, sie würden es für uns verhandeln, wenn wir möchten und uns schenken. Nun waren wir hin und her gerissen. Wir beteten schon seit einiger Zeit um ein Auto und hier kam nun eins. Es war eine Option, auch wenn es nicht dem entsprach wofür wir gebetet hatten. Das bei dem Kilometerstand die ersten Reparaturen nicht lange auf uns warten würden, war klar. Wir wogen den Gedanken ab und entschieden uns nach einigem Ringen dazu „Danke, aber nein Danke“ zu sagen – hauptsächlich, weil es ein Fünfsitzer war und wir einfach mehr Platz suchten.

Leos Autobild

Daraufhin nahmen wir das Thema Auto erneut ins Gebet. Unser Fünfjähriger malte es auf ein großes Blatt Papier und diktierte mir seine genauen Vorstellungen. Wenige Wochen später war das Freundestreffen des Gebetshauses. Im Zuge dieses herrlichen Tages kam einer unserer Partner auf uns zu und fragte frei heraus, ob wir im Blick auf das neue Kind denn Bedarf eines größeren Autos hätten. Er zückte einen Schlüssel und erklärte er hätte eines für uns, wenn wir es möchten. Es stünde auf dem Parkplatz und wir könnten es ansehen, wenn wir wollen. Wir waren ziemlich überrumpelt, erfreut und überrascht und gingen mit zum Parkplatz. Ich flüsterte noch lachend zu meinem Mann: „mal schauen, ob es blau ist…“ und als wir am Parkplatz ankamen und er uns ein blaues Auto zeigte, musste ich doch sehr lachen. Es war ein Siebensitzer, 200000 Km drauf und eine solide Familienkutsche, die zwar ein paar Baustellen hatte, aber sicher noch etwas fahren würde. Unser Partner meinte, er würde das Auto in zwei Wochen noch durch den TÜF bringen und uns dann bringen, wenn wir es brauchen könnten. Ich stand verblüfft am Parkplatz, sehr berührt von diesem Mann, der sein Herz bewegen ließ und realisierte, dass Gott hier gerade etwas tat: Es war, als ginge er mit uns ins Gespräch über das Thema Auto. Wir beschlossen auch hier nicht gleich zu entscheiden, sondern ebenfalls das Gespräch mit Gott zu suchen. Für Gott war es ein leichtes zu zeigen, ob dieses Auto die Antwort auf unser Gebet war – er könnte unser jetziges endgültig zum Zusammenbruch führen oder aber dieses nicht durch den TÜF lassen oder oder oder…
Wir setzen uns also eine Deadline. Wenn wir bis in zwei Wochen keine anderweitige Antwort bekommen sollten und das Auto es durch den TÜF schaffen sollte, dann wäre die Sache klar. 

Zehn Tage später erreichte mich eine Mail meiner Mutter, die schrieb, dass sie sich immer noch Gedanken machen würden, im Blick auf ein Auto für uns, und zwei Autos ins Auge gefasst hätten – ob sie dem nachgehen sollten oder ob wir bereits weiter seien in dieser Frage. Es handle sich um einen VW-Bus und einen Peugeot.

Diesmal lösten ihre Gedanken einiges in mir aus, was tiefer ging als die Frage nach einem Auto. Man muss dazu wissen, dass sich meine Eltern sehr schwer getan haben mit unserer Entscheidung als Missionare im Vollzeitdienst zu dienen. Mein Vater hatte sich sehr deutlich dagegen ausgesprochen und wollte hier nicht Teil der Vorsehung sein. Seit vergangenem Sommer, in dem wir uns ausführlich mit meinen Eltern auseinandergesetzt hatten, hatte ich nicht wirklich mit meinem Vater gesprochen. Mehr aus praktischen Gründen, als aus emotionalen – wir hatten uns einfach physisch nicht gesehen und sind beide keine begabten Telefonierer. Aber dadurch war ein Kommunikations-Stau entstanden, der mich in jedem Fall nicht freudig stimmte. Mich bewegte also die Frage, aus welcher Motivation heraus er bzw. beide uns jetzt wohl beschenken wollte, ob sein Blick auf unseren Weg sich gewandelt hatte oder ob meine Eltern die Sorge umtrieb, dass Gott hier nicht für uns sorgen würde…

Das führte dazu, dass ich meinem Vater eine längere Text-Nachricht auf Band sprach. Neben der Frage nach dem Status Quo bezüglich unseres Weges und der Hinterfragung seiner Motive, quoll eine (auch für mich) unerwartete Liebeserklärung aus mir heraus. Ich fasste in Worte, was ich schon lange empfand: nämlich, dass mein Vater schon seit meiner Geburt Teil der Vorsehung für mich ist und so vieles in mich hineingelegt hat, was meine Freiheit und Fähigkeit für unseren Schritt in die Mission, überhaupt erst möglich gemacht hat. Er hat es mir schon immer leicht gemacht an einen großzügigen, treuen und liebevollen Vater im Himmel zu glauben, weil er eben dies auf Erden für mich ist. Ich durfte durch meinen irdischen Vater schon viele Charakterzüge meines himmlischen Vaters kennen lernen. In diese Gedanken war meine Mutter auch voll eingeschlossen, die uns von je her in die Freiheit entlassen hat und mir wahre Weiblichkeit und Mutterschaft vorgelebt hat. Ich schloss mit der Bitte nur dann die Autofrage weiter zu verfolgen, wenn es aus Freude heraus und nicht aus falsch begründeter Sorge geschähe.

Die Antwort meines Vaters kam prompt. Erstens würde er grundsätzlich nur schenken, wenn es ihm Freude macht und zweitens hatte sich an seiner Einstellung zu unserem Weg nichts geändert. Wenn ich ein Geschenk annehmen könne, ohne es als Einsicht zu werten, dass er sich getäuscht habe, dann würde er mir als seinem geliebten Kind und im Blick auf das kommende Enkelkind einfach gerne ein Auto schenken, damit wir sicher auf der Straße unterwegs seien.

Ich war zutiefst bewegt von seiner Antwort. Einmal mehr offenbarte mein Vater mir, ohne sich dessen bewusst zu sein, einen Charakterzug Gottes. Unser Vater im Himmel schaut uns oft an und weiß, dass wir gerade total auf dem Holzweg sind und in die falsche Richtung rennen – ja mehr noch – völlig von dem guten Weg abweichen, den er für uns gedacht hat. Diese Tatsache hindert ihn aber keineswegs daran uns zu lieben und uns dennoch zu beschenken.

Für mich löste sich ein großer Knoten der letzten Monate und ich realisierte einmal mehr, dass Gott nie einfach nur unsere Gebete erhört, sondern es immer auf Wegen tut, auf denen er möglichst viel Heilung ausschütten, Beziehungen wiederherstellen und Leben schenken kann. Die Antwort meines Vaters machte mich froh und auch frei. Denn ich meinerseits realisierte nochmal neu, dass ich ihn nicht von der Richtigkeit unseres Weges überzeugen muss. Das liegt in Gottes Hand.

Wir nahmen also das Angebot von Herzen gerne an und erkundigten uns nach den zur Wahl stehenden Autos. Der VW-Bus war blau, der Peugeot golden und beide Autos neu, was mich überraschend traf, weil ich ganz selbstverständlich von Gebrauchtwagen ausgegangen war. Wow. Welch ein Segen und ein Zeichen von Fülle. Instinktiv wollte ich mich für den blauen Bus entscheiden, da ja unsere Buben so inständig um genau so einen gebetet hatten. Es stellte sich aber heraus, dass der Peugeot viel besser auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten war. Und wieder war es, als würde Gott fragen: „Beharrst du darauf zu bekommen, wofür du gebetet hast, oder bist du bereit das noch Bessere anzunehmen, was ich für Dich vorbereitet habe?“  Diese Erkenntnis traf mich tief und ich frage mich seit dem, wie oft im Leben ich wohl schon die erstbeste Antwort auf eines meiner Gebete einfach angenommen habe, ohne wirklich in Beziehung zu Gott zu treten und zu erfahren, was er wirklich für mich vorbereitet hat…

Für unseren Fünfjährigen war das sofort klar:
Wir nehmen den Peugeot, weil er Gold ist und Gold ist eine königliche Farbe!

Das schönste für mich an der ganzen Geschichte war, dass mein Vater sich auf den Weg machte und uns das neue Auto gebracht hat. Wir hatten einen herrlichen Nachmittag und Abend zusammen, die Enkel freuten sich an ihrem Apapa und endlich war Mal wieder Zeit ausführlich zu sprechen und beisammen zu sein. Dafür bin ich zutiefst dankbar!
Und so steige ich nun jeden Tag in den goldenen Peugeot, der für mich so viel mehr ist als nur ein Auto. Er ist für mich ein Stück Offenbarung von Gottes Versorgung und einem Fragment seines wunderbaren Wesens. Unser Gott geht immer den Weg über Beziehung, Heilung und führt uns wieder und wieder ein Stück weiter in die Freiheit.
Er ist gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben. 


"Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben"
 (Johannes 10,10)
















Beim Namen gerufen

In letzter Zeit begegnet es mir immer häufiger, dass Eltern ihren Kindern bereits im Mutterleib ihren Namen geben. Anfangs fand ich das etw...